Geschichten aus der Praxis – Versuchter Mord

Ich sitze am Schreibtisch und arbeite an einer Fallanalyse. Das Telefon klingelt. „Schumacher,Hallo“. „Du hast mir das Leben gerettet!“ Ich bin verwundert: „Wieso?“ Marlene beginnt aufgeregt zu erzählen. Sie wären doch im Urlaub gewesen. Schön in der Natur, in den Bergen. Ich weiß von der Reise. Ausführlich haben wir zuvor die Vorbereitungen besprochen.

Marlene, Ehefrau und Mama von 2 Kindern, ist seit 1 Jahr bei mir in Behandlung. Seit 40 Jahren Heuschnupfen, Kernobst und weitere Lebensmittelallergien, Unverträglichkeiten und schwere Schwellungen bei Insektenstichen. Die Homöopathie sollte der letzte Versuch sein, irgendwie Linderung zu schaffen ohne ständig unter Medikamenten zu stehen. Der Wunsch, einmal entspannt im Sommer auf einer Wiese sitzen, vielleicht einmal im Heu liegen. Marlene liebt die Natur und doch scheint sie ihr ärgster Feind. Für mich als Nichtallergiker eine völlig neue Sichtweise auf das wahre Leben eines Allergikers.

Die Behandlung war bis dahin gut verlaufen. Langsam tastete Marlene sich an Obst und Gemüse ran, welches sie seit Jahren gemieden hatte. Schon der letzte Sommer war etwas ruhiger verlaufen, doch mit den ersten Pollen in diesem Jahr zeigte der Körper klar wie lang der Weg noch vor uns lag. Ich hatte eine Behandlungsprognose von ca. 3 Jahren gegeben.

Zur Sicherheit entschieden wir- auf jeden Fall Antihistaminika vom Arzt besorgen und mit in den Notfallkoffer, obwohl zur Zeit alles ruhig war. Auch um Marlenes Mann zu beruhigen, der seine Frau nur mit Spray und allem drum und dran bewaffnet kannte und ihre Euphorie der Homöopathie gegenüber noch nicht ganz traute.

Ok, alles besorgt. Marlene war immer gut vorbereitet, organisiert in allen Tätigkeiten und befolgte meine Ratschläge vorbildlich. Ihr gefiel von Anfang an die ganzheitliche Sicht auf Ihre Person. Auch im Geiste spürte sie, dass langjährige Anspannungen und individuelle Themata Schritt für Schritt mit der Mitteleinnahme entspannter wurden und Wünsche, wie man gerne in manchen Situationen reagieren würde, wahr wurden.

Also ab ins Auto und los. Eine 2. Kleine Notfalltasche mit homöopathischen Mitteln war auch zusammengestellt. Wie immer, mein letzter Satz „Du kannst mich jederzeit anrufen.“

Zurück zu Anruf. Marlenes Erzählung wird aufgeregt.“Wir sitzen mitten auf der Wiese im Nirgendwo. Alle sind glücklich und ich genieße meine neue Freiheit ohne Augentropfen, Niesen, Husten und Hautkribbeln.

Plötzlich passiert das, was sich niemand vorstellen wollte. Eine Biene sticht mich direkt in den Hals. Totale Panik. Binnen Minuten wird alles zugeschwollen und ich erstickt sein.

Schnell Frank, der Notfallkoffer. Der nächste Arzt? Keine Ahnung, weit weg. Die Familie ist fassungslos, sucht wie verrückt den Koffer. Wo ist er Mama, wo hast Du ihn hingepackt? Ich überlege krampfhaft. Schock. Ich habe den Koffer auf dem Küchentisch stehen lassen! Die Panik ist perfekt. In ein paar Minuten kann alles vorbei sein. Schnell die homöopathische Tasche -apis LM12-schnell ein paar Tropfen, in 5 Minuten nochmal. Die ganze Familie wartet blass und nervös…

Nichts. Nichts passiert. Alle sehen sich ungläubig an. Trauen dem Frieden nicht.“

Auch ich halte den Atem an, höre angespannt und ungläubig zu. Mein Ohr ist heiß am Hörer.

„Nichts. Gar nichts.“, sagt Marlene. Nicht mal ein Kribbeln, nicht mal ein Anflug von Schwellung. Du hast mir das Leben gerettet.“ Ich sinke in meinen Stuhl. Marlene lacht und sagt, dass sollte wohl alles so sein. Mir fehlen echt die Worte. Nie würde ich das Leben meiner Patienten leichtfertig und homöopathieverliebt aufs Spiel setzen. Ich weiß, dass das richtige Mittel Wunder bewirken kann, doch diese Geschichte hat mich echt um.

Nach 2 ½ Jahren Behandlung, mit Auf und Abs ist unser Behandlungsziel erreicht. Marlene erzählt mir immer öfter stolz, dass sie Pflaumen, Äpfel und Kiwis ist. Genüsslich hätte sie Mangos verschlungen, ihre Tochter ungläubig neben ihr „Mama, Du weißt schon, was Du da ist?“ Wir lachen vor Freude und Erleichterung. Auch hat urplötzlich ihre Arbeit gekündigt und sich entschieden, eine Weile zu Hause zubleiben. Das war für sie nie vorstellbar gewesen. Sie war immer ein Arbeitstier, musste alles unter Kontrolle haben. Nach einem ¾ Jahr bewirbt sie sich um eine neue Stelle, etwas, was sie nie zuvorgetan hat und wird  genommen. Der neue Job gefällt ihr.

Es war eine Freude mit Marlene zu arbeiten und ich vermisse unsere regelmäßigen Konsultationen. Bei Bedarf möchte sie sich wieder melden und wir müssen vielleicht nochmal “nachlegen“. Ich danke ihr für ihre Ausdauer und ihr Vertrauen. Und ich danke der Homöopathie, dass ich sie finden durfte.

2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Sabriya Palm sagt:

    ich liebe Dich Susan! Sabriya

    1. Liebe Sabriya, ich danke Dir für Deinen liebevollen Kommentar und wünsche Dir alles Liebe und Gute.

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